Südkurier vom 06.09.02: Das ist wie Großreinemachen in der Seele

Vortragsabend der Kolpingfamilie mit Synergetik-Therapeut Michael Budnik – Kein Ersatz für die Schulmedizin

Zumindest wedelt keiner mit Räucherstäbchen oder verkauft Kieselsteine als Aurareiniger. Und Michael Budnik, der Synergetik-Therapeut, der beim Vortragsabend im Pfarrsaal St. Cyriak den interessierten Besucherinnen und Besuchern das Thema Synergetik näher bringen will, sitzt auch nicht im buntgefärbten Hare-Krishna-Umhang vor dem Publikum sondern ganz leger in Jeans und Hemd. Doch was ist Synergetik respektive was soll man damit erreichen können?
Die Synergetik-Therapie wurde 1988 von Bernd Joschko definiert. Der Physikingenieur hatte durch persönliche Erfahrungen mit ganzheitlichen Therapiesätzen und Selbsterfahrungsmethoden den sogenannten "Selbstorganisationsprozess auf der Informationsebene" entdeckt. Was so kompliziert klingt, soll heißen, dass im Verlauf seines Lebens jeder Mensch unterschiedlichste Erfahrungen macht, sowohl positiver als auch negativer Art. Diese Informationen sind im neuronalen Netz des Gehirns gespeichert und können im Zustand der Tiefenentspannung wieder sichtbar gemacht werden.

Prägen den Menschen nun Erlebnisse und Eindrücke, die er zwar gespeichert, aber nicht verarbeitet hat, so führt dies unter Umständen langfristig zu Störungen, was sich im psychischen als auch im physischen Bereich auswirken kann. Die Synergetik geht also, vereinfacht formuliert, davon aus, dass es keine Krankheiten gibt, sondern nur kranke Menschen mit der Einmaligkeit ihrer individuellen Erkrankung, die Erkrankung also eine Folge unverarbeiteter Erlebnisse ist. Aber nicht nur Krankheiten, sondern auch Verhaltensmuster seien bedingt durch frühere, unverarbeitete Erlebnisse.

"Es entwickeln sich oft Lebensumstände, in denen sich Situationen immer wiederholen," erklärt Michael Budnik. "Man wechselt den Arbeitsplatz, den Partner, aber die wiederkehrenden Probleme bleiben die gleichen, weil die eigentliche Situation, die zu einem bestimmten Verhaltensmuster geführt hat, nicht verarbeitet wurde."
Synergetik betont aber auch die Eigenverantwortlichkeit jedes Menschen für sein Leben. Nur aus einem selbst könne eine Änderung oder Heilung geschehen. Und um dies zu bewirken, wird man bei der Synergetik-Therapie mittels Tiefenentspannung zu jenen Situationen zurückgeleitet, die einem im Unterbewusstsein immer noch zu schaffen machen. Durch ein nochmaliges Durchleben der entsprechenden Situation und eigenaktiven Änderung der zugrunde liegenden neuronalen Struktur im Gehirn hin zum Positiven würde eine Neuordnung und ein Selbstheilungsprozess in Gang gesetzt. Dieser Vorgang könne zur Verbesserung der Lebenssituation und zur Heilung von Krankheiten wie Allergien, Asthma, Migräne, Multiple Sklerose und sogar Krebs führen.

Michael Budnik betont jedoch, dass die Synergetik-Therapie nicht als Ersatz zur Schulmedizin zu sehen sei. Vielmehr ist inzwischen bekannt, dass körperliche Krankheiten auch durch seelische Probleme entstehen oder begünstigt werden können. "Viele Ärzte schicken inzwischen ihre Patienten zu uns, um die Hintergründe für eine Krankheit zu erfahren," erzählte der Synergetik-Therapeut. "Sie nutzen also die Synergetik-Therapie als zusätzliche Unterstützung bei der Behandlung ihrer Patienten."

In der Praxis hat Michael Budnik inzwischen nach eigener Aussage sehr gute Erfahrungen bei der Behandlung von Beziehungsproblemen, Angstneurosen, Depressionen und Hautkrankheiten gesammelt. Also, Eintauchen in die eigene Vergangenheit, schnell mal Großreinemachen in der Seele und dann glücklich für immer? Ganz so pauschaliert möchte es Michael Budnik nicht gesehen haben. Bei manchen gebe es sehr schnelle Erfolge zu verzeichnen, bei anderen, gerade bei Depressionen beispielsweise, dauere es oft sehr lange, bis sich innerlich etwas bewege und gewissermaßen "ins Rollen komme". Aber, so resümiert der Synergetik-Therapeut abschließend: "Ich freue mich, wenn wir uns in vielleicht zehn oder zwanzig Jahren noch einmal treffen und bis dahin auf dem Gebiet der Synergetik noch viel mehr Erkenntnisse gewonnen haben."

von Rosemarie Reiter