Tanja Gehring in "Die Rheinpfalz - Nr. 151" vom 3. Juli 2002

Neuordnung im System Mensch
Synergetik-Therapeutin will Selbstheilungskräfte aktivieren

Eine angenehme Raumatmosphäre, eine Matratze mit weichen Decken auf dem Boden, daneben eine Stereoanlage und ein Sitzkissen für die Therapeutin: das sind die wesentlichen Bestandteile des Praxisbereichs für die „Synergetik-Therapie“, ein Schwerpunkt-Arbeitsfeld, der Neustädter „Praxis für Lebensfreude“.

Seit Januar praktiziert Diplombiologin und Heilpraktikerin Tanja Gehring, die über ein Existenzgründer Seminar zum Landauer Jungunternehmer-Stammtisch gefunden hat, in der Amalienstraße in Neustadt.

Im Bereich der naturheilkundlichen Beratung und Behandlung, also der „klassischen“ Heilpraktiker-Tätigkeit, widmet sie sich verstärkt – aber nicht ausschließlich den Problemkreisen von Allergien und Neurodermitis, Magen- und Darm-, Leber- und Gallen-, Gewichts-, Ernährungs- und Stoffwechselproblemen.

Im Gegensatz zu den Heilverfahren, die bei den betroffenen Organen und Symptomen ansetzen, um Krankheiten und Beeinträchtigungen zu behandeln, nimmt die Synergetik-Therapie den Weg, Klienten dabei zu unterstützen, an die Ursachen selber zu gehen und Selbstheilung zu ermöglichen – ohne Medikamenten- oder Geräteeinsatz, über inneres Sehen, Fühlen, Erleben, Ändern. So erklärt Tanja Gehring zunächst grob den Unterschied der beiden „ Standbeine“ ihrer Praxis. Dabei ist sie sich durchaus bewusst, dass die Synergetik-Therapie weiterer Erläuterung bedarf, wird diese „Disziplin“ doch nur von rund 150 Therapeuten und Therapeutinnen in Deutschland praktiziert – Gehring weiß ihre nächste Kollegin in Mainz, ist also in der Region die einzige Synergetik-Therapeutin.


Der Begriff „ Synergetik“ bedeutet Lehre vom Zusammenwirken und wurde vom deutschen Physiker Hermann Haken geprägt für den Vorgang, dass komplexe Systeme (etwa in Physik, Biologie oder auch Soziologie und Ökonomie) sich bei Störung von selbst ordnen, um das System aufrecht zu erhalten. Beispiel hierfür sind atmosphärische Vorgänge , etwa die Bildung von Schäfchenwolken. Geringfügige Änderungen eines ordnenden „ Parameters“ lassen das System ins „ Chaos“ umschlagen, das sich selbst anschließend neu und anders organisiert. Bekanntestes Beispiel hierfür ist der Flügelschlag des Schmetterlings, der letztlich Auslöser für die Entstehung eines Unwetters sein kann.

Bernd Joschko, Physikingenieur und Begründer der Synergetik-Therapie übertrug bereits in den 80-er Jahren diese Sichtweise auf das „ System Mensch“ ´, dessen Seele, Gehirn und Körper ja in enger Wechselwirkung stehen. Geringfügige Äderungen eines „ inneren Parameters“ kann schon zur Neuordnung des vorher ungesunden Systems führen. Gezielt ausgelöste Selbstorganisationsprozesse können, so der Ansatz, Krankheitstrukturen , verfestigt durch vielfältige Erfahrungen im Leben des Menschen, auflösen. Verhaltensmuster und Krankheitsstrukturen seien präsent in den sogenannten „ Energiebildern“, dir für den Klienten auf „ Innenweltreisen“ sichtbar werden.

Diese synergetischen Innenweltreisen geschehen, so erklärt Tanja Gehring, in einem wachen Zustand der Tiefenentspannung, in den der Klient mit Hilfe von Entspannungsmusik und –texten versetzt wird. Er schaut, hört und fühlt in sich hinein. Ihn dabei zu unterstützen, in den Bildern aktiv zu handeln, die sich ihm auf dieser Reise erschließen, und die negativen Muster aufzudecken, ist die Aufgabe des Therapeuten. Tanja Gehring würde hier eher vom „ Begleiter“ reden, denn sie betont, dass die Arbeit in den Bildern nicht durch eine vorgegebene Richtung beeinflusst ist, sondern ganz frei durch den Klienten selbst und seine Entscheidungen geschieht.

Der so begleitete Klient kann in den Bildern die Ursachen unverarbeiteter Lebenserfahrungen finden und die dort bearbeiten. Die Selbstorganisation des Systems sorgt für erweitere Handlungskompetenz und Lebensfreude.


Eingesetzt werden könne die Synergetik-Therapie bei physischen Krankheiten und Symptomen, beispielsweise immer wiederkehrende Schmerzen und hartnäckige Darmprobleme, sowie bei psychischen Beeinträchtigungen, beispielsweise Ängsten, Phobien oder Traumata – und bei „ allem, was nicht als Krankheit angesehen, aber die Lebensqualität beeinträchtigt“. Die Synergetik-Therapie verstehe sich nicht als Konkurrenz zu schulmedizinischen Verfahren, sondern als Ergänzung.

Die Auseinandersetzung mit Krebskrankheiten hat sie letztlich zu ihrem heutigen Beruf in seiner spezifischen Ausübung gebracht, resümiert Tanja Gehring. das durch frühe Erlebnisse in der eigenen Familie geweckte Interesse habe sie ursprünglich in ein Medizinstudium umsetzen wollen. Dass sie dann die Biologie wählte, hatte seinen Grund darin, dass ein großer Teil der Grundlagenforschung in Sachen Krebs in dieser Disziplin geleistet wird.

Die heute 34-Jährige war dann an verschiedenen Forschungsinstituten und in der Pharmaindustrie tätig, widmete sich aber daneben auch der Ausbildung zur Heilpraktikerin. Die Synergetik-Therapie lernte sie am Münchner Zentrum für naturheilkundliche Forschung der TU kennen. Die Wirkung dieser Therapieform konnte sie bei einer schweren Erkrankung selbst erfahren.