Ute Oßwald in der Südwest-Presse vom 5. Dez. 2003: Reise ins Innere, Reise ins Ich

Heilung beginnt im Kopf: Die Synergtik-Therapeutin Ute Oßwald über Innenwelt und Naturprinzip Von Johannes Klomfaß

DETTINGEN Synergetik-Therapeutinnen wie Ute Oßwald vestehen eine Krankheit als Alarmsignal der Seele, verdrängte Konflikte aufzuarbeiten. Das klingt nach einer Variante der Psychotherapie. Synergetiker wollen freilich mehr: Tiefenentspannung und Selbstheilung per Innenweltreise.

Die Stressgesellschaft provoziert verstärkt Psychosen und Neurosen. Manche Krebsart wird als „Krankheit der Seele“ interpretiert und nahezu jede Gastritis ist nicht ausschließlich auf zu viel Kaffee und Zigaretten zurückzuführen, sondern auch auf den Faktor Stress. Aber jeder gesellschaftliche Wandel bringt auch neue Heilungsmethoden hervor. Der Laie und der auf Schulmedizin konditionierte Patient reagieren skeptisch. Sie tun es mit einigem Recht, denn manche Heiler machen es sich selbst schwer.

Der Physikingenieur Bernd Joschko hat Synergetik-Therapie 1988 begründet. In reich bebilderten Publikationen wirbt er für seine Therapieform. So wie den meisten deutschen Wissenschaftlern gelingt es aber auch ihm nicht, dem Laien in verständlichem Deutsch Wirkungsweise und Ziel der Therapie zu erklären. Einerseits schwadroniert er von „selbstorganisierenden fraktalen Informationsmustern, die sich in den neuronalen Strukturen manifestiert und sich in den inneren erlebbaren Energiebildern widerspiegeln“, andererseits lappt er ins Esoterische, wenn er schreibt: „In Tiefenentspannung surft der Klient in seiner Innenwelt“.

Der Laie möge sich dennoch an dieser Stelle fragen, wie er es mit der Voreingenommenheit hält, wenn ihm sein Hausarzt eine neue Sorte Pillen verschreibt. Oder was davon zu halten ist, wenn die „Bild am Sonntag“, als sei sie die Mitarbeiterzeitung des Bayer-Konzerns, das Aspirin zum „Medikament des Jahrhunderts“ hochjubelt. Die Synergetik-Therapie ist keine Psychotherapie und hat mit Schulmedizin nichts zu tun; sie unterliegt nicht dem Heilpraktikergesetz. „Seelenmüll macht krank. Verändern Sie Ihr Energiemuster und damit Ihr Leben“, heißt es in Werbeschriften. Dass eine veränderte Lebenseinstellung die Selbstheilung in Gang setzen, klingt plausibel.

Die Aufarbeitung dieses „Seelenmülls“ durch die Auseinandersetzung mit den im Gehirn gespeicherten Bildern ist Ziel der Therapie. Ute Oßwald, gelernte Masseurin und seit April 2000 als Synergtik-Therapeutin mit eigener Praxis in Dettingen auf dem Markt, benennt die folgen: „Eine veränderte Lebenseinstellung, ein messbar verändertes Immunsystem und mehr Selbstvertrauen und –bewusstsein“. Schwierige Lebenssituationen, Befindlichkeitstörungen oder auch Krankheit seien ein Abbild einer instabilen Innenwelt und als „massive Aufforderung der Seele“ zu verstehen, verdrängte Konflikte aufzuarbeiten.

Synergetik steht für die Lehre vom Zusammenwirken der Kräfte. Die Therapie basiert auf dem Prinzip von der Selbstorganisation der Natur. Auch die Energiemuster im Gehirn, so Bernd Joschkos These, lassen sich neu ordnen. Beispiel: In gestörten Kind-Eltern-Beziehungen ist das Elternbild negativ gefärbt. Ein erster Schritt, die Beziehung zu den Eltern zu normalisieren, ist es, die negative Prägung aufzulösen. Der Klient muss zunächst dazu gebracht werden, den Blick nach Innen zu richten und die aufgerufenen Bilder zu schauen. Die Therapeutin begleitet ihn auf dieser Innenweltreise. Ein Beispiel: Der Klient verspürt schmerzhafte Distanz zu seinem Vater.

„Sprechen Sie Ihren Vater an“, schlägt die Therapeutin vor, sagen Sie ihm, was Sie empfinden“. Diesen Rat allerdings gibt sie dem Klienten nicht als Hausaufgabe mit. Der Klient soll sich sogleich direkt an seinen Innenweltsvater wenden. Dieser Innenweltsvater werde antworten, sagt Ute Oßwald. „Innenweltsfiguren sind unabhängig von den realen Personen. Der Vater reagiert vielleicht mit Erstaunen. Wenn er erfährt, welche Folgen die Distanz für das Leben des Sohnes hat, kann es sein, dass es ihm Leid tut. Dies spürt der Klient. Fast alle Klienten berichten von positiven Erfahrungen und führen dies auf Veränderungen im Innern zurück“.

Die einstündige Sitzung bei einer Psychotherapeutin kostet rund 65 Euro. Die Synergetik-Therapeutin verlangt 130 Euro, allerdings dauert die Sitzung bis zu drei Stunden. Ute Oßwald: „Der Prozess darf nicht unterbrochen werden. Die Sitzung ist erst beendet, wenn sich das Eingangsbild zum positiven verändert hat und für den Klienten die Sitzung –rund- ist“.

Manche Probleme lassen sich binnen einer Sitzung lösen. „Meine Echsenphobie habe ich in einer Sitzung abgelegt“, sagt Ute Oßwald. Hilfe bei tiefen Lebenskrisen oder bei Krebs ist entsprechend aufwändiger.