Uschi Jonson in der Gießener Tagespresse: Neue Initiative will besser über Brustkrebs aufklären

Dienstag Infoabend

"Ich habe mich vor der Diagnose nie angesprochen gefühlt, wenn es um Brustkrebs ging", sagt die Gießenerin. "In der Öffentlichkeit herrscht ein falsches Bild, finde ich. Ich dachte, ich lebe doch ziemlich gesund und bin viel zu jung. Aber alle Frauen sollten sich angesprochen fühlen". Denn nach gegenwärtigen Zahlen wird jede zehnte Deutsche im Laufe ihres Lebens von Brustkrebs betroffen sein – die Tendenz ist steigend. Und die Versorgung der Erkrankten ist fast überall in Europa besser als in Deutschland, das an drittletzter Stelle bei den Heilungsraten liegt. Nun gründet sich auch in Gießen eine Brustkrebs-Initiative. Beim ersten Informationsabend am kommenden Dienstag besprechen die Interessierten, welche Aktivitäten sie sich vorstellen können.

Johanna Sieberg und Uschi Jonson vom Netzwerk Frauengesundheit erklärten gestern bei einem Pressegespräch, die Initiative solle keine Selbsthilfegruppe sein. Es gehe darum, Frauen frühzeitig zu informieren; willkommen seien auch Ärzte, Vertreter von Krankenkassen und Berater. Die meisten Tumore würden von den Frauen selbst entdeckt. Deshalb sei zum Beispiel die Selbstuntersuchung der Brust eine wichtige Vorsorgemaßnahme. Die Gruppe will die vorhandenen Stellen zur Information und Beratung erkrankter und gesunder Frauen zusammenbringen.

Dr. Karsten Münstedt, Patientinnenbeauftragter an der Uni-Frauenklinik, betonte, es gehe auch darum, Orientierung zu geben bei alternativen Heilungsmethoden. Es gebe neben vielen sinnvollen Dingen auch - eine Fülle von unseriösen Angeboten -, etwa Kupferchips für horrende Summen. Bei der Selbstuntersuchung komme es darauf an, an Modellen zu üben. Das bestätigte die eingangs zitierte an Brustkrebs erkrankte Lehrerin: "Ich habe erst daran gelernt, wie fest man in das Gewebe fassen sollte."

Münstedt begrüßte die Initiativen, die es schon in vielen Städten gibt. Auf die Politik müsse - Druck von verschiedenen Seiten - ausgeübt werden, damit mehr Geld für Brustkrebs-erkennung und –Behandlung ausgegeben wird. So seien diese Modelle teuer. Ob ein flächendeckendes "Screening" nötig wäre, ist umstritten.

Die Kreis-Frauenbeauftragte Kerstin Tews als Gastgeberin des Gesprächs und Unterstützerin der Initiative verwies darauf, dass in Deutschland jährlich mehr als 50 000 Frauen an Brustkrebs erkranken. Obwohl die Überlebenschance bei rund 75 Prozent liegt, ist die Krankheit die häufigste Todesursache der Frauen unter 50.
Der Infoabend am Dienstag in der Synergetik-Praxis im Asterweg 34a beginnt um 20 Uhr. Anmeldung bei Uschi Jonson, Tel. 06446/ 88 222 oder Johanna Sieberg, Tel. 06404/ 66 52 95.