Die stille Angst der Frauen

Die Brustkrebsinitiative Giessen klärt über ein Thema auf, das in Deutschland immer noch zu wenig Beachtung findet. Alarmierend vor allem, dass immer mehr junge Frauen an Brustkrebs erkranken.

Immer noch tabuisiert und trotzdem häufigste Todesursache bei Frauen über 50 – die Diagnose Brustkrebs trifft jährlich etwa 48.000 Frauen in Deutschland. Was viele nicht wissen, knapp 40% der Betroffenen sind junge Frauen, gehören also nicht zur eigentlichen Risikogruppe der Vierzig- bis Fünfzigjährigen. Es ist also höchste Zeit Aufklärungsarbeit zu leisten. Inspiriert von Patientinnen auf den ersten Giessener Frauengesundheitstagen, riefen die Heilpraktikerin johanna Sieberg und Synergetik-Profilerin Uschi Jonson die Brustkrebsinitiative Giessen, kurz B.I.G., ins Leben,

Seit September 2002 treffen sich Frauen mit dem Ziel, das Thema Brustkrebs in die Öffentlichkeit zu tragen. "Wir wollen Brücken schlagen, zwischen Schulmedizin und Alternativtherapien, sowie zwischen betroffenen und nicht betroffenen Frauen", so Sieberg. Bei 70% der Erkrankungen liegt eine unklare Genese vor, lassen sich also nicht durch die bekannten Risikofaktoren erklären. Anders als in den Niederlanden oder den USA, gibt es in Deutschland weder ausreichende Statistiken noch umfassende Forschung oder etwa eine Meldestelle.
Da sich aber die Brustkrebsrate nach holländischen Studien in den letzten dreissig Jahren verdoppelt hat, sollen nun Umweltfaktoren, psychosoziale Faktoren sowie die heutige Doppelbelastung vieler Frauen von Familie und Beruf als mögliche Mitursachen einer Brustkrebserkrankung ins Auge gefasst werden. Die Forschung ist vor allem auf alternativem Gebiet schon angelaufen. Im Synergetikinstitut wird direkt mit den betroffenen Frauen zusammen geforscht, um ganzheitliche Therapien zu entwickeln.

Mit der Diagnose Krebs assoziieren viele Frauen ein Todesurteil. Doch 25% aller Frauen werden geheilt. 5 Jahre nach Erkrankung liegt die Überlebensrate schon bei 50%, von einer endgültigen Heilung kann man allerdings erst nach zwanzig bis dreissig Jahren sprechen.
Doch was können Frauen konkret tun, um vorzubeugen? "Werde Expertin für deine eigene Brust, denn niemand kennt sie besser als du" raten Jonson und Sieberg. Sollte eine Veränderung ertastet werden, lautet die Empfehlung, sich direkt ans Brustkrebscenter in Giessen zu wenden, eines der wenigen Center in Deutschland dieser Art.

"In den USA gibt es in jeder Stadt solche Einrichtungen, das müssen wir auch schaffen". Vor allem Mammographien , deren diagnostische Sicherheit in unerfahrenen Händen umstritten ist, werden im Center routiniert und sicher durchgeführt. In den meisten Fällen handelt es sich nur um Zysten oder sonstige Ablagerungen in der Brust und diese können leicht behandelt werden. Also nicht gleich in Panik geraten.

Eine hochwertige Früherkennung, die Behandlung an Brustkrebscentren, verbesserte Diagnostik, sowie die Kooperation aus Schul- und Ganzheitlicher Medizin könnte die Sterblichkeitsrate um 40% senken. "Ernährung und psychosoziale Beratung würden noch erheblich mehr dazu beitragen", bemerkt Jonson.

Vorab bietet die Brustkrebsinitiative Giessen kostenlose Beratung und Veranstaltungen an, wie beispielsweise zur Selbstuntersuchung der Brust. In Zusammenarbeit mit Schul- und AlternativmedizinerInnen und durch die Förderung der Frauenbüros von Landkreis und Stadt Giessen, konnte für dieses Jahr ein vielfältiges Programm mit monatlichen Vorträgen aufgestellt werden. Einige Themen der nächsten Zeit sind Komplementäre Medizin als Ergänzung, die Wechseljahre und Frauengesundheit. Die Veranstaltungen richten sich an alle Frauen, die sich informieren und vielleicht sogar engagieren möchten.